Moinsen,
ja, ob das so eine gute Idee war, so ein Gesetz uneingeschränkt auf den Weg zu bringen - ich bin mir nicht so sicher. Mal was zu Hintergrund: Vor dem Gesetz (da gab es aber noch keine Elektroautos, also nur Verbrenner) war der Autobesitzer gezwungen zur Erhaltung der Hersteller-Garantie eine Vertragswerkstatt des jeweiligen Herstellers aufzusuchen und dort die Inspektion durchführen zu lassen. Oft wurde der Kunde über die zu erwartenen Kosten nicht aufgeklärt, um ihn danach richtig zu schocken und gleichzeitig die Herzmittelindustrie zu unterstützen bei Vorlage der Rechnung über einen hohen dreistelligen oder einen niedrigen 4stelligen Betrag - alles schon erlebt. Je nach Hersteller gab es unterschiedliche Preisvorstellungen. Z.B. BMW und MB sind bei den ersten Wartungen wesentlich günstiger als der VW-Konzern und schlagen erst bei höheren Laufleistungen richtig zu. VW hat da ziemlich enttäuscht. Asiaten hatten durchweg gute Qualitiät und das spiegelte sich auch in den Inspektionskosten wieder. Italiener und Franzosen hatten oft ein günstiges Ergebnis.
Da gab es auch viele freie Autowerkstätten und auch Ketten wie z.B. ATU (die Abkürzung bedeutet übrigens "Amateure treiben Unfug" und nicht "Autoteile Unger"), die es sich gewünscht haben die Pflichtinspektionen ebenfalls anzubieten für natürlich wesentlich weniger Geld - z.B. am Anfang 249€ für eine große Inspektion. Das hörte sich gut an. Durch das Gesetz wurde einerseits der Hersteller dazu gezwungen die Herstellergarantie im vollen Maße anzuwenden auch wenn der Kunde diese nicht in einer Vertragswerkstatt hat machen lassen und jede freie Werkstatt hatte Zugang zu den Wartungsplänen. Allerdings haben sie oft nicht das Spezialwerkzeug und vor allem nicht die Ahnung, die bei manchen Fahrzeugen notwendig ist - alles schon passiert. Mir ist schon mal ein 7er-BMW bei ATU fast zerlegt worden, weil man die Starterbatterie nicht gefunden hatte (auch nicht unter Einsatz der kompletten Mannschaft) - hätten sie mich gefragt, hätte es 3,5 Stunden weniger gedauert. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bei Elektroautos wird ja eine andere Antriebstechnik eingesetzt. Diese hat ein normaler Kfz-Handwerker nicht in seiner Ausbildung erlernen können, das geht nur durch zusätzliche Schulungen. Man merkt das daran, dass selbst nicht jeder Vertragshändler den Service für das Elektroauto anbieten darf. Beispiel: Hyundai und Ford. In meiner Wohngegend gibt es im Umkreis von ca. 100km etwa 10 Vertragshändler mit Werkstatt jeder Marke. Elektroautos dürfen bei Hyundai alle verkaufen, bei Ford sind es nur 2 von 10. Den Service bei Hyundai darf aber z.Zt. nur von 3 Werkstätten ausgeführt - für Verbrenner natürlich alle, aber Elektro sind eben noch nicht alle geschult und ausgerüstet.
Selbst ATU hat das ja nicht auf die Kette gekriegt, sonst wäre der Vertrag mit Aiways nicht geplatzt. War eigentlich ein tolles Auto, aber durch das gewählte Vertriebs- und Servicesystem in Europa (Euronics Verkauf/ATU Service) hat es nicht funktioniert und wird in Europa wohl keinen Fuß fassen können.
Ich bin daher sehr gespannt, welche freie Werkstatt in der Lage ist, eine volle Inspektion nach Herstellervorlage anbieten zu können und zu welchem Preis.
Schreibt mir mal eure Erfahrungen, da ich das nicht ausprobieren werde. Warum? Ich habe mich bei der Wahl des Atto 3 gegen einen Tesla Model Y entschieden (aus verschiedenen Gründen). Dieser hätte ca. 250€ monatlich mehr gekostet. Somit hat es mich nicht viel Überzeugungsarbeit gekostet monatlich 30€ mehr zu zahlen für die komplette Wartung bei BYD.